Bei einer Rettungsumgebung handelt es sich um einen Datenträger mit einem ohne Installation bootfähigen Betriebssystem. Dies wird auch als Live-System bezeichnet.
Als Betriebssysteme dienen Windows (WinPE) und Linux (Ubuntu), bei älteren Programmen statt Ubuntu-Linux ein Suse-Linux und zusätzlich PTS-DOS.
Die Paragon-Rettungsumgebungen enthalten ein Paragon-Programm, das auf dem Live-System läuft. Dabei handelt es sich um das Programm, das Sie als Kunde erworben haben. Es bietet genau dieselben Funktionen wie das in Windows installierte Programm, soweit diese von dem externen Betriebssystem ausführbar sind. Darüber hinaus enthält die Umgebung den sogenannten “Boot Corrector”. Dabei handelt es sich um eine Komponente, mit der Reparaturen oder Korrekturen am installierten Betriebssystem und an der Boot-Umgebung – z. B. MBR oder UEFI – möglich sind.
Die Rettungsumgebungen müssen zum Einsatz kommen, wenn das installierte Betriebssystem beschädigt ist und nicht mehr startet, oder wenn der Rechner von Schadsoftware befallen ist.
Die Rettungsumgebungen sollten zum Einsatz kommen, wenn Operationen durchgeführt werden sollen, die im installierten Betriebssystem nicht möglich sind und daher einen Neustart erfordern würden (siehe dazu “Bluescreen-Modus“). Dazu gehören zum Beispiel Veränderungen an einer gesperrten Partition oder eine Wiederherstellung des Betriebssystems.
Beachten Sie zum Themenkreis “Rettungsumgebung erstellen” bitte die Artikel “Rettungsumgebung auf CD erstellen” und “Rettungsumgebung auf USB-Stick erstellen“.
Als eigenständig startendes Betriebssystem benötigt die Rettungsumgebung natürlich Treiber, mit denen sie die verbaute Hardware ansprechen kann. Bitte beachten Sie dazu den Artikel “Treiber zu einer Rettungsumgebung hinzufügen“.
Unsere WinPE-Rettungsumgebung basiert auf dem Windows-Betriebssystem “Windows PE”. Dabei handelt es sich um ein Windows, das im Gegensatz zu einem Standard-Windows von einer CD oder von einem an der USB-Schnittstelle angeschlossenen Datenträger booten kann. In dieser Betriebssystemumgebung läuft dann eine angepasste Version des jeweiligen Paragon-Programms.
Zu dem vorgesehenen Zweck des Betriebssystems Windows PE sowie den Möglichkeiten und Einschränkungen (z. B. Zwangsneustart nach 72 Stunden) beachten Sie bitte den Microsoft-Artikel unter https://msdn.microsoft.com/de-de/library/windows/hardware/dn938389(v=vs.85).aspx.
Früher existierte eine Microsoft-Lizenz, unter der eine fertig angepasste WinPE-Umgebung an Kunden ausgeliefert werden durfte. Dieses Lizenzmodell hat Microsoft zum 01.04.2012 ersatzlos gestrichen.
Für die Erstellung einer angepassten WinPE-Umgebung benötigt man in erster Linie eine standardisierte WinPE-Vorlage. Diese wird geöffnet, die gewünschten Zusätze werden an die richtige Stelle in der geöffneten Vorlage kopiert, dann wird die Vorlage wieder geschlossen und eine Kopie als ISO-Datei oder auf einen USB-Datenträger durchgeführt. Dieses Vorgehen ist jedem Kunden auf seinem Rechner erlaubt, so dass hier keine Lizenzprobleme mehr auftreten können.
Wir haben deshalb ein Werkzeug entwickelt, mit dessen Hilfe jeder Kunde seine eigene WinPE-Umgebung auf seinem Rechner erzeugen kann. Voraussetzung ist nur eine Roh-WinPE auf diesem Rechner.
Bei diesem Werkzeug handelt es sich um den Rettungsdisk-Konfigurator (auch Recovery Media Builder oder RMB) in der Version 3. Dieses Werkzeug ist in die Software integriert. Ältere Programmversionen (11 und 12) bringen eigenständige Werkzeuge mit, die separat zu installieren sind. Dabei handelt es sich um den Boot Media Builder (BMB) und den Recovery Media Builder 2 (RMB 2).
Auf einem 32-Bit-Windows wird eine 32-Bit-WinPE erstellt, auf einem 64-Bit-Windows eine 64-Bit-WinPE. Um ein UEFI-System zu booten, ist eine WinPE-Umgebung mit 64 Bit unbedingt notwendig. 32-Bit-Systeme können in aller Regel ebenfalls mit einer 64-Bit-WinPE gebootet werden. Ausnahme sind nur Systeme, deren Prozessor nicht 64-Bit-fähig ist. Solche Systeme gibt es kaum noch.
Seit Windows 7 existiert auf den meisten Rechnern die Reparaturumgebung für Windows, in die man während des Boot-Vorgang hineinbooten kann, um Reparaturen an einem beschädigten Windows durchzuführen.
Diese Reparaturumgebung basiert auf einer mit Windows installierten Roh-WinPE. Wenn diese vorhanden ist und nicht durch besondere Umstände blockiert wird, kann unser Werkzeug Recovery Media Builder (RMB) aus dieser Vorlage eine WinPE-Rettungsumgebung mit dem jeweiligen Paragon-Programm darauf erzeugen. Dies ist der Normalfall!
Auf älteren Betriebssystemen (XP, Vista) oder wenn aus bestimmten Gründen die Verwendung der Windows-Reparaturumgebung nicht möglich ist, ist ein aufwändigeres Verfahren notwendig.
In einem solchen Fall muss auf dem Rechner ein Werkzeug-Paket von Microsoft installiert werden, das eine solche WinPE-Vorlage enthält. Dazu kann entweder das WAIK oder das ADK von Microsoft verwendet werden. Jeder Interessierte darf sich eines dieser Pakete von Microsoft kostenfrei herunterladen. Damit darf er für den eigenen Gebrauch eine WinPE-CD erstellen.
Seit Windows 7 wird für die Erstellung der WinPE-Umgebung das Windows ADK (Windows Assessment and Deployment Kit) verwendet. Für Windows 7, 8 und 8.1 empfiehlt Microsoft das ADK von Windows 8.1. Für Windows 10 gibt es leider für jedes kumulative Update ein eigenes ADK, das jeweils auch zur Verwendung empfohlen wird.
Die Benutzung des ADK wird im Artikel “Rettungsumgebung mithilfe des ADK erstellen” beschrieben.
Das WAIK (Windows Automated Installation Kit) von Microsoft ist für Windows XP oder Vista gedacht.
Die Benutzung des WAIK wird im Artikel “Rettungsumgebung mithilfe des WAIK erstellen” beschrieben.
Seit der Version 16.5 wird wieder eine Linux-Rettungsumgebung angeboten. Die Linux-Umgebung wurde wieder eingeführt, um das Firmware-Kommando “Secure Erase” ausführen zu können, mit dem Löschvorgänge (“Unwiederbringlich löschen” = Wiping) auf SSDs schneller ausgeführt werden. Alle anderen Funktionen können genausogut, auf jeden Fall aber komfortabler mit der WinPE-Umgebung ausgeführt werden. Letztere bietet außerdem den Vorteil, dass fehlende Treiber eingebunden oder nachgeladen werden können.
Diese Linux-Umgebung basiert auf Ubuntu 14.04 LTS (Long Term Support). Der zugrundeliegende Kernel ist zwar recht alt, aber mit jeder Version implementieren unsere Entwickler aktuelle Treiber zum Beispiel für NVMe-Platinen. Eine Schwachstelle ist leider oft das Fehlen von aktuelleren Grafiktreibern.
Ebenso wie die WinPE-Rettungsumgebung wird die Linux-Umgebung nicht mit ausgeliefert. Wenn eine Linux-Rettungsumgebung erstellt wird, wird eine Basisdatei von einem Paragon-Server heruntergeladen, die dann auf USB-Stick oder als ISO abgelegt wird. Diese Umgebung gibt es nur in 64 Bit. Eine 32-Bit-Linux-Umgebung existiert nicht. Sie wäre allerdings auch nur für Systeme mit physischem 32-Bit-Prozessor erforderlich. Solche Systeme gibt es kaum noch.
Eine PTS-DOS-Umgebung existiert nicht mehr.
In der Version 16 wird keine Linux-Umgebung angeboten.
Die Linux-/DOS-Rettungsumgebung enthält ein Suse-Linux-Betriebssystem (Normal-Modus) und ein PTS-DOS-Betriebssystem (Abgesicherter Modus).
Diese Umgebung unterstützt eine große Auswahl an Netzwerk- und RAID-Controller-Karten, aber leider nicht alle. Auch die Linux-/DOS-Umgebungen enthalten das Paragon-Programm und den Boot Corrector.
Die Linux-Umgebung bietet den größeren Funktionsumfang. Die PTS-DOS-Umgebung kann hilfreich sein, wenn die anderen Umgebungen wegen Hardware-Problemen nicht benutzbar sind. Hier werden nur die grundlegendsten Treiber für Datenträger, Grafik und Eingabegeräte geladen.
Für die Erstellung einer Linux-/DOS-Rettungsumgebung muss festgelegt werden, ob die Umgebung zum Booten eines UEFI- oder eines BIOS-Systems dienen soll. Im ersten Fall wird die 64-Bit-Version verwendet, im zweiten Fall die 32-Bit-Variante.
Dort finden Sie eine oder zwei ISO-Dateien vor:
Die Linux-/DOS-Umgebung wird bis zur Version 15 der Paragon-Programme mitgeliefert.
Hintergrundwissen: Paragon, Hintergrundwissen: Windows, RMB: ADK/WAIK, RMB: Linux, RMB: WinPE
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